Die Kongresse von Aachen (1818), Troppau (1820), Laibach (1821) und Verona (1822) sind Ausdruck und Ergebnis einer im Vergleich zum 18. Jahrhundert neuen Konzeption von Außenpolitik: An die Stelle von zwischenstaatlicher Rivalität und Machtpolitik trat eine in diesem Ausmaß bisher nicht praktizierte zwischenstaatliche Kooperation. Die Erfahrungen aus den Napoleonischen Kriegen hatten gezeigt, dass nur ein gemeinsames Vorgehen der europäischen Mächte zu einem dauerhaften Frieden führen würde. Die auf dem Wiener Kongress (1814/15) verhandelte politische und territoriale Neuordnung Europas war das Resultat dieser zwischenstaatlichen Zusammenarbeit. Auf völkerrechtlicher Ebene wurde diese Kooperation zwischen 1813 und 1818 durch ein komplexes System verschiedener Allianzen abgesichert und erfuhr als Europäisches Konzert einen gewissen Grad an Institutionalisierung.

Dieser strukturelle Wandel in der Außenpolitik erforderte eine verdichtete Kommunikation zwischen den Staaten. In Aachen, Troppau, Laibach und Verona trafen die Mächtevertreter in der Nachfolge des Wiener Kongresses zusammen, um kollektiv über offene Fragen von europäischem Interesse zu beraten, Krisen abzuwenden beziehungsweise einer Lösung zuzuführen und Ruhe und Frieden in Europa zu garantieren. Die hier edierten Protokolle und anderen Schriftstücke zeigen die offizielle Lesart der Verhandlungen und sind entsprechend quellenkritisch zu betrachten. Dennoch geben sie einen Einblick in die Grundlagen und die Funktionsweise des Europäischen Mächtekonzerts im Spannungsfeld zwischen außenpolitischen Erfordernissen und innenpolitischen Zwängen, persönlichen Überzeugungen und politischen Kompromissen.